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Die Ziegelei Kratzenstein in Quedlinburg
Überblick
Der Anschluss Neue Mühle/ Kratzenstein [W. Eberhardt 01/2006, von quaeke.gmxhome.de - leider offline]
Am Ortsausgang Quedlinburg in Richtung Weddersleben liegt die Altenburg, ein bewaldeter Höhenzug, der sich bis Westerhausen erstreckt. Dort fand man neben Steinkohle, die man sogar eine Zeit lang abbaute auch Schichten abgelagerter rotbrauner Tonerde abwechselnd mit Schichten aus weichem gelben Sandstein. Diese Schichten haben sich vor etwa 80 Millionen in der Oberkreidezeit gebildet als ganz Mitteleuropa noch von einem Meer bedeckt war. Der rotbraune Ton eignete sich sehr gut für die Herstellung von Ziegel und das Aufkommen war so groß, dass es sich lohnte, in unmittelbarer Nähe eine Ziegelei zu errichten.
Zum Abtransport des abgebauten Tons dienten Loren eine Feldbahnanlage. Zwischen der Tongrube und der Ziegelei verlief die Chaussee nach Weddersleben. Dieses Stück wurde mit einer Seilbahn überwunden. Die Brückenkonstruktion bestand aus Holz.
Mit dem Bau der Eisenbahnlinie Blankenburg - Quedlinburg bekam auch die Ziegelei kurz hinter den HP Dippenword am Kilometer 15,37 (von Quedlinburg aus gesehen am Kilometer 2,53) ein Anschlussgleis (Kratzenstein Quedlinburg , Ziegelei und Mühlenbetrieb). Die dort gefertigten Ziegel konnten so bequem über Quedlinburg abtransortiert werden.
Mühle Carl Kratzenstein und Ziegelei [ Wikipedia ]
Zur "Mühle Carl Kratzenstein", auch "Neue Mühle" findet man im Januar 2015 in Wikipedia folgende Beschreibung zu Architektur und Geschichte:
"Der Standort der Mühle ist bereits seit dem Mittelalter als Standort einer Mühle belegt.[1] Die heutige Mühle geht auf das Jahr 1718 zurück, als sie als Kornmühle errichtet wurde.[2] Aus dieser Zeit ist ein zweigeschossiges, in Fachwerkbauweise errichtetes Mühlengebäude erhalten, in das auch ein Wohnbereich integriert ist. Das Mühlrad ist mittelschlächtig, auch das Gerinne ist vorhanden. Ein jüngeres Mühlengebäude entstand um 1800.
1848 entstanden zwei- und dreigeschossige Fachwerk-Speicher. Zugleich wurde auch für den Besitzer der Mühle ein an eine Villa erinnerndes Wohngebäude in klassizistischem Stil gebaut. Im Jahr 1878 übernahm Carl Kratzenstein (1825-1879), dem schon andere Quedlinburger Mühlen gehörten, die Neue Mühle.[3] Es wurde ein weiterer Getreidespeicher in Fachwerkbauweise hinzugefügt. Eine wesentliche Erweiterung erfolgte dann 1905 durch Errichtung eines sechsgeschossigen Mühlenneubaus, der im Jugendstil gestaltet wurde. Darüber hinaus entstand ein aus Backsteinen gebautes Silo und ein über dem Mühlgraben angeordnetes Maschinenhaus. Auch der erhaltene Industrieschornstein entstand in diesem Zusammenhang. Die Anlage erhielt eine moderne Wasserturbine, Dampfkraft und automatische Walzmühlenwerke.[4]
Ab 1905 wurde die Produktion erweitert, in dem auch die Herstellung von Ziegeln und Dachziegeln aufgenommen wurde. Hierfür wurde ein zweigeschossiges, verputztes Kontor- und Direktionsgebäude errichtet. Im östlichen Teil des Betriebsgeländes entstand eine lange Halle mit einem Hoffmannschen Ringofen. Bemerkenswert sind zwei in den 1930er Jahren gebaute Trockenschuppen.
Während der Mühlenbetrieb in der Zeit zwischen den Weltkriegen eingestellt wurde, wurde die Ziegelei zunächst fortgeführt.[5] 1945 erfolgte ein Umbau. Derzeit (Stand 2014) stehen Teile der Anlage leer und sind dringend sanierungsbedürftig."
Ziegelei Kratzenstein - gestern und heute
Die Ziegelei Kratzenstein wurde rund 1902 von einem der Brüder der Familie Kratzenstein gegründet. An der Ausfallstraße von Quedlinburg in Richtung Wedersleben/ Warnstedt befindet sich links neben der Straße und direkt neben der Mühle die Ziegelei, während auf der gegenüberliegenden Seite die Tongrube liegt. Die als "Quäke" bekannte Bahn bekannte Eisenbahn von Thale über Warnstedt wurde um 1907 in Betrieb genommen, so dass die Mühle und Ziegelei schon frühzeitig gut an den Verkehr angebunden waren. Auch wenn der der Straßenverlauf damals noch etwas anders war, wurde die Verbindung zwischen der Tongrube und der Ziegelei schon frühzeitig mittels Seilbahn realisiert. Ein imposantes Gemälde der ehemaligen Ziegelei aus der Vergangenheit existiert heute noch, aber Details zu den frühen Jahren liegen noch im Dunkeln.
Ende des zweiten Weltkrieges brannte die Ziegelei ab. Die Gebäude wurden in dieser Zeit für die Produktion von Tarnnetzen oder Planen und ähnlichen kriegswichtigen Teilen genutzt. Nach dem Krieg wurde die Ziegelei verstaatlicht. Mit einfachen Mitteln, z.B. mit Holz aus den umliegenden Wäldern, wurde die Wiederinbetriebnahme der Ziegelei vorangetrieben. Etwa 1947 konnte die Produktion von Ziegelsteinen wieder aufgenommen werden. Das Ziegeleigebäude wurde nach dem Krieg wieder aufgebaut, allerdings eine Etage tiefer als vor dem Krieg. Mit einfachen Holzschubkarren mit eisenbeschlagenen Rädern erfolgte die Beschickung des Ringofens.
In den Zeiten der DDR lebte die Ziegelei mit den üblichen Problemen der sozialistischen Mangelwirtschaft. Grundsätzlich ging alles seinen geregelten sozialistischen Gang, die Produktionszahlen waren OK, der "Arbeitskräftemix" durch schwierige Fälle manchmal durchwachsen….
Die Wendezeit war eine turbulente Zeit. Bis vor Kurzem waren Baumateriealien Bückeware, plötzlich gab es (fast) alles im Überfluss. Nach 1989 ist die Produktion eingestellt worden und lag bis zur Überschreibung von der Treuhand an die Stadt Quedlinburg bis Juli 1992 brach. Die notwendigen Investitionen in die Zukunft konnten in der Vergangenheit nicht realisiert werden, aber mit guten Ideen ließe sich auch aus der vorhandenen Substanz etwas machen. Durch Kontakte mit der Regensburger Firma Erlus GmbH sollte in Quedlinburg und einem zweiten Standort im Südharz (Sangerhausen?) die Zieglertradition weiter geführt werden. Die Probelieferung von 90t Ton zeigte, dass das Grundmaterial eine gute Basis darstellte. Insbesondere politische Ost - West - Befindlichkeiten in der Quedlinburger Stadtverwaltung beendeten allerding diese Zukunftschance.
Mit der Lieferung von Sand für den boomenden Markt der Gräben für die Neuverkabelung von Ostdeutschland ließ sich etwas Geld verdienen. Auch die Ablagerung des Bodekiesaushubs vom Neubau der Stadtsparkasse Quedlinburg landete auf dem Grubengelände. Ein mögliches Standbein hätte die Fertigung von historischen Dachziegel und Ziegeln im Zuge der Aktivitäten der "Weltkulturerbestadt Quedlinburg" sein. Der Weg der privaten Weiterführung der Grube für verschiedenste Bautätigkeiten (Hr. Dahlitz aus Quedlinburg und Hr. Danz) war leider auch nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt. Die endgültige Stilllegung erfolgte 2005.Produktionsprofil: Das Rohmaterial ist relativ kalkhaltig, was bei der Ziegelproduktion zu einigen Problemen führen kann. Zu den Anfangszeiten wurde der Ton in Sumpflöchern zwischen Grube und Straße vorbehandelt. Diese Vorgehensweise wurde nach dem Krieg aus Aufwandsgründen eingespart, der Kalk und die erwartete Garantiezeit von 20 Jahren führten rund 1972 zum Aus der Dachziegelproduktion. Theoretisch optimal für die Produktion ist eine Förderung mit anschließender Ablagerung auf Halde und Umlagerung. Damit können viele der qualitätsmindernden Bestandteile reduziert werden. Oft vergingen von der Förderung zur Verarbeitung allerdings nur drei Tage….
Die durchschnittliche Jahres - Produktion betrug 5,2 bis 5,5 Millionen Steine pro Jahr.

Ziegel aus der Produktion um 1989

Briefkopf der Ziegelei um 1988

Planauflage 1988

Für die rund 20.000 Steine pro Tag mussten pro Tag knapp 80 Kubikmeter Ton angeliefert werden. Bei einer durchschnittlichen Lorenkapazität von kleiner einem Kubikmeter kann man sich vorstellen, dass ein recht intensiver innerbetrieblicher Transport erforderlich war.
In den 70'er Jahren wurde in östlicher Richtung ein neuer Tonflöz aufgewältigt. Die Bemühungen waren nur von geringem Erfolg gekrönt, denn die nicht vorhergesehenen Kohlebestandteile machten den Rohstoff zu Blähton, die Ziegel waren durch massive Blasenbildung nicht verwendbar. Heute erinnert nur noch ein Nadelwald an diesen Versuch, der nur rund 2 Jahre dauerte.

Der Brand von 1930
Am 11. Juni 1930 kam es zu einer verheerenden Brandkatstrophe in der Ziegelei. In einem Zeitungsausschnitt 40 Jahre später wird an dieses Ereignis erinnert. Vier Feuerwehrleute verloren bei dem Brand ihr Leben.

Zeitungsartikel zum 40 - jährigen Gedenktag des Brandes in der Ziegelei

Gemälde der Ziegelei
Das nachfolgende Gemälde hing lange Zeit im Sitzungsraum der Ziegelei. Es wurde durch Ernst Wieser sichergestellt und vor dem Vergessen bewahrt. Derzeit hängt es als Leihgabe in der Museumsziegelei Westeregeln.

Gemälde der Ziegelei Kratzestein