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Korsika - die Insel der tausend Kurven und alles Inklusive (September 2019)
Ein kleiner Mann ist vor Jahren ausgezogen um die Welt zu entdecken und zu erobern, uns treibt es 2019 auf seine Geburtsinsel Korsika.
Für die Anreise aus dem Norden Deutschlands haben wir ausreichend Zeit eingeplant. Nach einem Zwischenstopp im Neu - Ulm, um ein wenig der Kultur zu frönen, geht der Weg weiter gen Alpen. Kurz hinter der österreichischen Grenze schreckt uns ein Anruf auf: "Habt ihr Schneeketten mit?" lautet die Frage. Anfang September hat es in den Alpen erstmal richtig geschneit. Am Ende erreichen wir die Zwischenübernachtung in Livigno relativ zeitig und doch bei schneefreien Straßen und haben ausreichend Zeit ein wenig durch den quirligen Ort zu schlendern. Am Wegesrand findet man neben Schnee viele schöne Kleinigkeiten und sei es nur das durch Spatzen okkupierte Mountainbike….
Die Anfahrt nutzen wir wie üblich auch um ein paar Tupperdosen und andere Sehenswürdigkeiten einzusammeln oder es wenigstens zu versuchen. Spektakulär auf dem Weg zum Kehrschleifenviadukt der Rhätischen Bahn sind beispielsweise das Knochenhaus in Poschavio oder auch das Lost Place Hotel bei Tirano an der Grenze zwischen Schweiz und Italien.
Damit ist der interessante und kurvige Teil der Alpen auch bald vorbei und auf schnöder Autobahn eilen wir über Mailand nach Genua. Wir haben uns bewusst für die Nachtfähre um 21 Uhr entschieden und haben so wenig Stress bei der Anreise und kommen recht ausgeruht gegen 07 Uhr in Bastia auf der Insel an.
Im Gegensatz zu den meisten Mitreisenden biegen wir am Hafen nach rechts Richtung Norden ab. Bei Erbalunga führt eine versteckte Treppe neben der alten Eisfabrik zur ehemaligen Schauhöhle "Brando". Einsam und verlassen können wir die nicht allzu große Tropfsteinhöhle erkunden, mit ein paar Ziegen, Fledermäusen und anderem Getier kann man wirklich nicht von Überlaufen sprechen.
Unter Offroadern deutlich bekannter ist die Piste von Sisco nach Olcani. Die Vorbereitungszeit am Computer mit Google Earth und Co hat sich gelohnt, denn in den kommenden Tagen können wir uns fast immer sicher sein, den richtigen Einstieg zu finden bzw. auch am anderen Ende der Piste einen Ausgang zu finden. Wie üblich sind wir viel zu gut ausgerüstet, denn ein deutscher Golffahrer zeigt uns das man nicht unbedingt soviel Bodenfreiheit braucht. Egal - erstens gibt es das beruhigende Gefühl und zweitens hat der die zwei etwas kniffligeren Stellen auf der Westseite mit Sicherheit nicht nehmen können. Das am Wegesrand noch wilde Brombeeren auf uns warten, versüßt uns den Tag im wahrsten Sinne des Wortes.
Die Insel bietet nicht nur schicke Offroadpfaden, nein auch die normalen Straßen machen nicht nur mit dem Motorrad Spaß. Eng und kurvig lautet die Devise und Luftlinie 10 km können am Ende zur zwei bis dreifachen gefahren Entfernung führen - ohne dass man wirklich über einen Pass klettern muss. Wenn wir mal mehr als 50 km/h auf dem Tacho stehen haben, fühlen wir schon fast die außerirdische Geschwindigkeit ...
Nonza ist ein gutes Beispiel: Wunderbar auf dem Berg am Meer gelegen fehlt es einfach an Platz - ob für Parkplätze oder auch den dicken Reisebus, der durch den Trubel hindurchmuss. Wir sind wirklich froh nicht in der Hauptsaison hier zu sein.
Unweit von Nonza machen wir einen kurzen Gang zur "Mystery Church". Wie viele verlassene Orte auf Korsika ist auch dieses ehemalige Kloster nicht völlig verlassen. Ein wenig gruselig ist es aber schon, denn in den Ruinen befinden sich die Reste alter Gruften und die Herkunft der Knochen lässt kaum Zweifel aufkommen ….
Das nächste Bild wurde schon oftmals fotografiert. Die stillgelegte Asbestmine bei Canari hat eine lange Geschichte hinter sich und nicht nur für Freude gesorgt. Heute ist ein Teil glücklicherweise schon beräumt und saniert, für uns als Lost Place Sucher aber nicht mehr so interessant.
Zur Übernachtung wählten wir den Zeltplatz Aria Marina bei Santa Severa an der Ostküste. Einsam war er, trotzdem hatten wir nette Zeltnachbarn inclusive eines Landcruiserpärchens. Die Küste bot sich allerdings leider nicht zum Baden an - wir sind keine Algenfreunde.
Auf zwei tollen Pisten (P02 und P01) - auf der Ersten von einer einsamen Kirche erst sehr easy in Richtung einiger Windräder waren wir angesichts des folgenden Gefälles und der ausgespülten Rinnen froh in Nordrichtung unterwegs zu sein - ging zum Cap Corse inclusive Wanderung zum Tore de Agnello.
Der Campingplatz "U Paradisu" südlich von St. Florent ist ein gutes Stück entfernt und scheint das Traumziel aller Bullifahrer zu sein. Eine liebliche Piste (P04) führt mehr als 10 km ohne Asphalt zu dem recht einsam gelegenen Platz und wurde von einigen aufgerüsteten Geländewagen, vielen Bullis und sogar einem Mini Cooper bevölkert. Zum Strand sind es dann nochmal rund 1 km Fußweg, auch hier verleidete uns die Algenpracht den Badespaß.
Wir nutzen den ganz passablen, aber nicht ultimativen, Platz für einen Ausflug zur Punta die Malfacu (P6). Hier war ein Offroader schon besser aufgehoben, erfreut stellten wir fest, dass der J12 hier neben dem obligatorischen Patrol als Touristenshuttel genutzt wird. Die Info der entgegenkommenden Landy - Fahrer, dass sie die südliche Ausfahrt nach einigen Winchaktionen abbrechen mussten, gab uns etwas zu denken, aber erst mal Stand der Besuch des Strandes mit Kühen (und zur Hälfte ohne Algen) auf dem Programm.
Nachdem wir uns ausgiebig die Sonne auf den Pelz haben brennen lassen, probierten wir unser Glück gen Süden. Die Schlüsselstellen konnten wir dank Sperre hinten problemlos meistern und ohne weiter Zwischenfälle, aber einer schicken 4x4 Piste eingebrannt auf der inneren Festplatte, kamen wir hinter der "Felsenwohnung" zurück auf die Hauptstraße.
Auf dem Rückweg zum Campingplatz U Paradisu machten wir noch einen kurzen Abstecher zum Strand Lotu (P05). Hier stimmten Planung und Realität zwar nicht perfekt überein und man musste höllisch aufpassen, dass man nicht von den zurückdüsenden Patrol - Offroadtaxis übergemangelt wird, aber am Ende konnten wir uns zufrieden von hinten wieder auf den Zeltplatz mogeln.
Die Hauptpiste kennen wir mittlerweile gut und wissen auch, wo man besonders auf Gegenverkehr achten muss. An der Westküste in den Bergen - teils Straße und viel Offroad - haben wir eine schicke Route rausgesucht (P08) und genießen den Ausblick über Berg und Meer.
Ein weiteres verlassenes Kloster und ein Monolith (spektakulär im nicht ganz so schönen Nichts) bessert unsere Statistik im Geocachen ein wenig auf, sind aber vor allem auch passende Wegpunkte auf der Tour über die Insel.
Per Zufall finden wir vor Calvi noch die Reste der "alten" korsischen Eisenbahn, ein Fotostopp und nachfolgend ein dickes Eis in Calvi (mit kurzem Besuch des Bahnhofs) tuen Not.
Der eigentlich angepeilte Zeltplatz in Argentella ist geschlossen, die Alternative in Olmu am Casa die Luna definitiv keine schlechte Wahl. Warum gerade hier? In L'Argentella wartet eine alte Silbermine auf die Erkundung. Die alten Gebäude sind noch erstaunlich gut in Schuss und bei der Suche nach einer weiteren Dose finden wir nicht nur alte Enten und einen Landcruiser, sondern auch dunkle Gänge und ein paar Fledermäuse. So stellt man sich einen Lost Place vor, wobei es im Eingangsbereich wie in einem (schlechten?) Horrorfilm aussieht: Rostige Autos, ein gammliger Wohnwagen, ein einsames Kinderfahrrad und ein vergessener Schuh - nur gut das wir nicht doch noch in der gestrigen Dämmerung unsere Runde gestartet haben.
Der naheliegende Stausee ist vor allem nährstoffreich und nach Aussage von unserem Zeltplatzwart sehr fischreich. Wir versuchen noch ein wenig die umliegenden Wege zu erkunden (P10), aber am Ende sind sie teilweise gesperrt, zu kratzig oder einfach zu eng.
Nach dem kleinen Abenteuer folgt die Belohnung in Form eines Badenachmittags im Tal du Fangu. Am Ende des Tales geht es nur noch zu Fuß weiter, wir machen einen schicken Picknickstopp um dann an fast menschenleeren Badegumpen auszuspannen. In Galeria nutzen wir ein Restaurant am Meer zum Abendmahl mit Ausblick mit amüsantem korsischem Besitzerpärchen. Irgendwie hat es ein wenig an einen klassischen Louis de Funes Film erinnert.
Das verlassene Dorf Tassu ist auch nicht wirklich verlassen, denn die von der Kuh bewachten Kirche ist renoviert. Theoretisch könnten man hier auch gut ranfahren und übernachten, nicht weit entfernt plätschert ein kleiner Bach und ausreichend einsam scheint es auch zu sein. Auf dem Weg dorthin finden wir als schönes Mitbringsel ein halb im Weg verstecktes Hufeisen, wie geschaffen für unsere Sammlung von "Relikten".
Relikte sind allerdings auch ein gutes Stichwort. Im Gegensatz zu Deutschland landet nicht jedes alte Auto in der Presse, so mancher alte (Gelände) - Wagen findet seine Ruhe am Straßenrand und den armen alten Terrano können wir natürlich nicht unabgelichtet lassen.
Gefunden haben wir ihn übrigens auf der lieblichen Bergstraße zum (wieder einmal) nicht wirklich verlassenen Ort Muna. Andererseits war auch hier die Eidechsendichte ausgesprochen hoch und eine alte Mühle kann man schon mal besichtigen.
Mit so vielen Zwischenstopps ging uns langsam die Zeit aus, glücklicherweise zeigte die Reise Know How Karte einen Zeltplatz im Nirgendwo an der D1 am Fluß Limone und in der Nähe einer geplanten Piste (P15). Der Platz war urig und am Ende für uns einer der Highlights. Der lustige ältere Zeltplatzchef brachte uns per Quad zu den möglichen Zeltstellen. Die automobilen patinierten Schätzchen auf dem Platz (von kleiner Raupe bis Unimog) wiedersprachen völlig dem geschniegelten modernen Campingtun vieler Weißwarenoasen, dafür gab es auf den Toiletten sogar Papier. Für uns noch spannender war allerdings die Tierwelt, sei es der Fischdosen - Fuchs oder die Waschraum - Geckos.
Über eine perfekte Piste (P15) und dann Landstraße durften wir der Hauptstadt Ajaccio einen Besuch abstatten. Den Parkplatz fanden wir eher durch Zufall am Bahnhof, also war noch ein wenig "Pufferknutschen" angesagt.
Die Stadt erwies selbst erwies sich als sehr lebendig und gut gefüllt mit (Kreuzfahrt) Touristen. Wir haben das Treiben genossen und ein wenig Stadtleben aufgesaugt, wobei auf Korsika nur die Natur richtig groß ist. Bei der Weiterfahrt stellen wir dann aber doch fest, dass die Region hier dicht bewohnt ist. Die geplante Piste (P20) in Richtung Ruppione war gesperrt.
Am Ende des Tages kommen wir aber doch dort an und Camping South offeriert uns ein schönes Plätzchen. Ein Strand in fußläufiger Entfernung und interessante Ziele in der Umgebung laden zum Verweilen ein.
Allerdings ist es auch hier relativ bewohnt, so lassen sich nicht alle geplanten Wege in die Tat umsetzen. Mal ist der Weg gesperrt, mal der Einstieg zu ruppig/zugewachsen. Aber auch "der Rest", wie die Piste ins Landesinnere (P22/25 - erst breit, dann enger und ausgewaschen) und das halbverlassene Dorf Monicchi (wieder mit auf Erlösung wartenden 4x4) reichen für ein abwechslungsreiches Tagesprogramm.
Eigentliches Ziel ist die Ausgrabungsstätte Filitosa mit ihren Menhiren, Museum und altem Steinbruch. Sehr schön war auch der festangestellte Esel, der nach ausgiebigen Streicheleinheiten durch die beste Beifahrerin noch nicht genug bekommen hatte. Der weitere Nachmittag endet ganz entspannt am Strand und zum Schluss noch mit der Sichtung einer echten korsischen MZ ETZ 150.
Menhire gibt es hier allerdings nicht nur im Museum - ein stattliches Exemplar findet sich zum Beispiel auch bei Sartene und war per Cache gut zu finden.
Nach einem Bummel durch das verwinkelte Städtchen ist offroad angesagt. Die erste Piste (P29) zum Stausee Ortolo bei Vignalella erweist sich als arg zugewachsen ("der Lackschaden") aber gut machbar.
Der Stausee selbst ist über eine schöne breite Piste zu erreichen, am Wegrand zeugen neue Zäune und geschälte Korkeichen von den landwirtschaftlichen Aktivitäten. Dies führt dazu, dass wir bei der Ausfahrt noch bis zum Fertigstellen des neuen Zaunes ein paar Minuten warten müssen. Alles kein Problem, auch die beiden Bauern sind trotz mangelnder Sprachkenntnis unsererseits ausgesprochen freundlich. Dann verlässt uns unser Pistenglück (P30) - das Privatschild achtend fahren wir zurück nach Sartene um im weiteren Verlauf auf eine Forstautobahn (P31) abzubiegen.
Vom naturnahen schönen "Camping de Ora" ist es nicht weit zum weitläufigen Gelände der historischen Stätte "Cucuruzzu, die einen Abstecher wert ist.
An einer weiteren Forstautobahn (P32) zwinkert uns ein etwas größerer Einheimischer zu und es ist wieder einmal Zeit Brombeeren zu suchen.
Offroadmäßig steht heute das Highlight der Reise auf dem Programm. Die Piste de Seigneur (P35) gilt als sowas wie der (sehr) kleine Bruder des Rubicontrails. Von West nach Osten schlängeln wir uns über die steinige Piste vorbei am alten Feuerwehrauto, verdutzten, aber freundlich schauenden Wanderern, durch die Bergwelt. Der Verlust eines Spritzschutzes bis zur Berghütte am Pistenende ist angesichts der tolle Zeit gut zu verschmerzen. Genial, dass man so etwas legal befahren darf und auch wenn es früher vermutlich viel härter war, sind wir ein wenig stolz auf unseren nahezu perfekt agierenden Shorty. Die Höherlegung, Schutz unter dem Kiel, Automatik und vor allem hintere Sperre waren Gold wert - mit unserem alten Vitara hätten die paar Kilometer nur mit mehr Verlusten geklappt. Im Team mit der besten Einweiserin von allen ließen sich auch die gröberen Stellen gut meistern.
Auch die weiteren Kilometer (P36) durch die einsame Bergwelt bereiten viel Freude, allerdings vereitelte einsetzender Regen später den geplanten Wanderspaß.
Somit bleibt nach einer kurzen Fahrt durch eher uninteressantes Agraland etwas Zeit bei Fautea den stillgelegten Bahntunnel zu erkunden. Das Südportal ist frei zugänglich - im Norden ist kein Durchkommen.
Camping California bei Pinarellu war dann nicht ganz so nach unserem Geschmack (groß und recht unpersönlich, kein Parken am Zelt - ich weiß, wir sind wie nörgelige Dauercamper), aber für eine Nacht OK.
Die Weiterfahrt gen Norden ließ sich gut an. Die reizvolle Forstautobahn (P41) führte uns vorbei an zwei Niva - Wracks, bei dem unser fotografisches Interesse den just vorbeikommenden Besitzer gleich zum Verkaufsversuch animierte.
Zurück an der Küste verlief der Einstieg in die nächste Piste (P42) gen Solara weniger erfolgreich, denn eine martialisch aufgerüstete Pickup - Fahrerin verwies uns grimmig guckend von ihrem? Land. So kamen wir in den Genuss einer Straßentour an der Solenzara, aber nachdem alle Einstiege verwehrt waren, wir ein wenig in der Nähe des Col de Bavella gewandert waren und uns den Bauch vollgeschlagen hatten, "mussten" wir wieder ein paar Kilometer machen. Ab Ventiserie führte dann ein sehr schöner Kammweg (P19) durch die Berge und man hatte mehrfach die Wahl zwischen Chickenroute oder etwas anspruchsvoller.
Vorbei an einem verlassenen Brennofen ging es in das Schwefelheilbad Pietrapola. Dank eines Caches fanden wir die heiße Schwefelquelle, aber das gesamte Umfeld erinnerte leider an den schon oft gesehenen Zustand vergangenen Glanzes.
Das verlassene Feriendorf Casiabanda ist recht bekannt, beim ersten Anfahrversuch wären wir aber beinahe im nahen liegenden Gefängnis gelandet. Einmal angekommen ist man angesichts der Größe und auch schönen Lage am Strand über das Ende etwas verwundert, aber vielleicht lag es ja wirklich an der Nachbarschaft. Ein paar Badegäste hatten sich auch eingefunden, aber übernachten wird dort vermutlich nichts, denn am Abend wird wohl die Schranke an der Straße geschlossen und vermutlich schaut auch mal ein Ordnungshüter vorbei. Zu mindestens waren keine Zeichen echter Bewohntheit der Anlage erkennbar.
Unser Zeltplatz Marina D' Aleria war da deutlich komfortabler und man konnte sogar am Zelt parken…
Wir gönnten uns eine Wanderung am Strand entlang zum Turm Diana, beobachteten die Muscheltaucher und den einsamen Reiter.
In der Nacht erwischte uns ein langes andauerndes Unwetter. Nachdem unser Zelt schon langsam anfing aufzuschwimmen (aber dicht blieb!) und ein Blitz kurzzeitig die Energieversorgung des gesamten Platzes lahmlegte, wateten wir doch lieber mehr als knöchelhoch durchs Wasser um ein paar Stunden im Auto zu verbringen.
Einige Zeit war alles wieder abgelaufen und wir reihten uns am nächsten Morgen ins große Reinemachen der Mitcamper ein. Die Wolken hängen tief über den Bergen und lösen sich auch nicht auf, als wir das verlassene Dorf Rosso angefahren haben. Dies ist aber erst der Einstieg, denn nicht weit entfernt am Kletterpark führt uns ein schick gemachter Cache zu den diversen Resten der Mine de la Finosa. Neben den Ruinen sind vor allem die Reste der Aufbereitungsanalgen und das interessante Gestein (wir hatte bisher noch nichts von Spangolite gehört oder gesehen) von besonderem Interesse.
Am Restaurant des Kletterparks treffen sich die einheimischen Offroader, wobei eindeutig der Patrol in der Überzahl ist. Auch wir lassen es uns gut gehen und können wohl gestärkt die Piste 17 über den Col de Croix unter die Stollen nehmen, im Wald löst sich sogar der Nebel auf.
Auf dem weiteren Weg gen Corte können wir nicht alles fahren, was wir geplant haben (Piste 16) und auch für die Campingplatzempfehlung eines Kumpels für Corte sind wir jahreszeitlich zu spät dran. Damit kommen wir allerdings in den Genuss entgegengesetzt zur Fahrtrichtung durch das Fahrerlager einer klassischen Rallye zu fahren und finden den sehr angenehmen Naturcampingplatz "San Pancrace" mit tierischen Mitstreitern. Die Campingplatz - Katzen haben nicht nur die Gäste im Griff, auch der "Hund des Hauses" hat sichtlich Respekt.
Corte selbst bietet interessante Aus- und Einblicke, neben der Zitadelle bietet sich auch der Gang durch die engen Gassen, der Besuch Napoleons Geburtshaus oder das Bewundern der "sehr interessanten" Außeninstallationen an. Im Umfeld von Corte gibt es auch viel zu sehen und zu wandern, fürs Offroaden bringt der Naturpark aber einige Einschränkungen, beispielsweise enden die Pisten um den Lac de Calacuccia irgendwann am Verbotsschild. Trotzdem gibt es genug zu sehen.
Corte bietet sich aber auch als Ausgangspunkt für eine Fahrt mit der 1000 mm Schmalspurbahn an. Bekannt ist die Bahn auch unter dem Namen TGV = Train à Grande Vibration" - frei übersetzt "Wackelzug. Mit den aktuellen moderneren Wagen ist es vermutlich nicht so schlimm wie früher, aber auch heute schaukelt der Zug langsam durch die malerische Berglandschaft gen Vizzavone.
Wir folgen der klassischen Touristenroute bei der Wanderung zu den Wasserfällen der Engländer, nicht ohne vorher dem entkernten Lost Place Hotel einen Besuch abzustatten.
Auch hier gibt es wieder tierische Begegnungen, wann hat man schon mal eine aus der Hand fressende Eidechse…. Der Rückweg mit der Bahn, zeigt dass selbst die Nachsaison keinen Sitzplatz in der Bahn garantiert.
Auf dem Weg nach Matra im Hinterland finden wir ein paar ungeplante wirklich schöne Pisten. Ziel sind allerdings die Reste einer alten Arsenmine, ein paar Gebäude und sogar eine Lore können wir finden. Ein größerer Teil befindet sich auf Privatgelände, so dass wir es bei einem oberflächigen Besuch belassen.
Die weitere Strecke zum verlassenen Kloster Orezza ist zwar sehenswert, zieht sich aber. Die Anlage ist weit verfallen, aber auch in dem Zustand angesichts ihrer Größe beeindruckend. Auch hier hat sich eine Kuh häuslich eingerichtet und wir treffen auch mal live Teilnehmer der Jagdsaison mit standesgemäßem Untersatz.
Das nächste Lost Place Dorf Sorbello ist mal wieder nicht wirklich lost, aber trotzdem ein schönes Ziel für eine kurze Wanderung.
In Porta bewundern wir die Kathedrale und sehen ein wenig einem Maler beim Erfassen aller Einzelheiten der Architektur zu - dagegen ist unser schnödes digitales Knipsen schon fast Gotteslästerung. Die Katze "Spocky" interessiert das wenig.
Das nächste LP Kloster ist überhaupt nicht Lost, denn wie aus dem Ei gepellt. Da macht der nächste Niva am Flussbett einen deutlich verwitterten Eindruck.
Am Bahnhof Casamazzo steht die strategische Reserve der vorletzten Generation der Triebzüge der korsischen Eisenbahn, wer hätte gedacht das solche "Straßenbahnen" mal ablichtenswert für mich werden.
Unser Urlaub nähert sich langsam dem Ende. Auf dem Zeltplatz Farinole Stelle genießen wir zum letzten Mal den Sonnenuntergang und haben beim Frühstück Freude daran die Sitten und Gebräuche von erfahrenen Wohnmobilbesitzern zu beobachten. Auf der anschließenden Wanderung zur ehemaligen Erzmine Farinole schauen wir ein wenig in die Röhren, auf dem Foto ist nicht zu sehen, dass uns ein solides Gitter vom Erdinneren trennt.
Nächster halt ist die Militärbasis oberhalb von Bastia. Das Personal hat sicherlich viele Freude daran wie zwei Touris durch die Macchia streifen, aber fündig werden wir bei dem Cache trotzdem nicht. Einen Vorteil hat der Ausflug aber doch, bei der Abfahrt der Fähre wissen wir genau woher die Lichter oben auf dem Berg kommen.
Bastia ist ein guter Abschluss für die Reise, wir genießen den "großstädtischen Flair", die historischen Gebäude und selbst hier kernigen Offroader. Pünktlich 21 Uhr legt die Fähre ab und wir schippern zurück nach Genua. Über die anschließende Rückreise nach Hause in einem Ritt hüllen wir lieber den Mantel der Verschwiegenheit.
Korsika ist eine sehr lohnenswerte Insel mit allem was unser Herz begehrt und wir waren hier gerne zu Gast. Irgendwie war in diesem Urlaub alles drin - von Sonne über Unwetter bis Schnee hin zu anderen ungeahnten Dingen. Erstaunt waren wir über die vielen Wälder.
Einen kleinen Wermutstropfen gibt es aus unserer Sicht: In der Hochsaison ist Korsika wahrscheinlich nicht die beste Wahl. Landschaft und Leute bleiben sehr empfehlenswert, wir können uns aber nicht vorstellen das auf vielen der Campingplätze eine volle Belegung und die Fortbewegung auf den genialen engen Straßen noch viel Spaß macht.
Wir hoffen, dass die Möglichkeiten vor Ort noch lange erhalten bleiben und sich Korsika ihren speziellen Charakter behält.
Pistenübersicht: Bis zum Ende durchgehalten? Hier ein kleiner Bonus. Einen groben Überblick wo wir waren und wie es sich fuhr, gibt die folgenden Tabelle. Zusätzlich gibt es noch eine kleine Karte. Allerdings wollen wir nicht, dass die letzten Offroadmöglichkeiten komplett überlaufen werden (und auch nicht MDMot - die wir nicht genutzt haben - das Geschäft versauen), deshalb stehen hier auch keine Koordinaten.