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Reise in den Südosten der Republik (September 2021)
Ab in den Osten, aber nur in den ganz Nahen, heißt es September 2021. Los geht es in der BUGA Stadt Erfurt mit einem ausgiebigen Bummel zu den Blumen in der Stadt und auch auf dem großen Ausstellungsgelände. Auch als Mensch ohne grünen Daumen war es ein angenehmer Zeitvertreib. Natürlich haben wir auch Bernd (das Brot) und weitere Sehenswürdigkeiten in der lohnenswerten Stadt besucht. Dank eines stadtnahen neuen Campingplatzes, wir kamen sogar mit unserem Zelt gut unter, und passendem Ticket des ÖPNV konnte Shorty auch kurz Urlauben.
ÖPNV stand auch beim nächsten Zwischenstopp an der Bergstrecke der Oberweißbacher Bergbahn auf dem Programm. Das betriebsfähige Technikdenkmal erinnert äußerlich ein wenig an die Berliner S - Bahn, strahlt aber bei weitem mehr Ruhe als das quirlige Hauptstadtverkehrsmittel aus.
Aber zurück zum Ernst des Lebens. In einer der vielen Thüringer Täler wartete "die alte Sargfabrik" auf das Heben einer aufwendig gemachten Tupperdose. Mit viel Engagement und zwei engagierten Muggeln machten wir uns auf die Suche und auch wenn wir am Ende nicht fündig wurden, war es ein Riesenspaß für Groß und Klein.
Dann ging es richtig raus in die Natur, am Ende der Bleilochtalsperre in Harra fanden wir einen genialen naturnahen Campingplatz, auf dem man sogar ein Lagerfeuerchen machen konnte. Wir standen direkt am Wasser, was nicht in jedem Fall perfekt war, denn ganz geruchsneutral ist der Zulauf der Saale nicht.
Eine der Ursachen konnten wir am nächsten Tag in Form einer riesigen Papierfabrik identifizieren, wobei die Wasserqualität hier sicherlich deutlich besser ist als zu DDR Zeiten. Wie es früher war konnten wir live und in Farbe in der alten Papierfabrik in Blankenberg erfahren. Direkt an der Saale und der innerdeutschen Grenze gelegen führte früher - und heute auch für Besucher - eine Feldbahn bis nach Blankenstein. Die Fabrik ist nur sporadisch für Besucher geöffnet und wir hatten das große Glück eine Privatführung durch die weitläufige Anlage zu bekommen, dem Sound des Skoda - Zweizylinders zu lauschen und zum Ausgangspunkt der eigentlich geplanten Besuchergruppe mit der Feldbahn mitgenommen zu werden. Was für ein genialer Tag!
In Blankenstein hätten wir auch die Wanderung auf dem Rennsteig starten können, wir sind allerdings nur zurück zum Campingplatz getigert.
Im Umfeld gibt es auch noch einen "hochwissenschaftlichen" Cache, hier konnten wir nebenbei unsere Kenntnis in alter Zweiradtechnik testen. Ist das wirklich ein KR 50 und wie viele Flaschen Owatrol man da wohl braucht?
Immer wieder ein beliebtes Ziel ist für uns der Schieferpark in Lehesten. Bei schönen Wetter sind die bergbaulichen Hinterlassenschaften eine perfekte Symbiose mit der Natur eingegangen. Die harte Realität der Natur zeigt sich da eher im Detail, zum Beispiel wenn der Frosch dann doch den Kampf gegen die Schlage verloren hat.
Wenn wir schon in Lehesten sind, müssen wir natürlich auch wieder an der alten Dachdeckerschule vorbei schauen. Die Natur hat sich noch ein wenig mehr zurückgeholt, ein paar neue Graffitis gibt es auch, aber der Lost Place hat nichts von seinem speziellen Charme verloren.
Es wird Zeit umzuziehen. Unser Weg weiter gen Osten führt uns ein Stück nach Tschechien zu den "Schlammvulkanen" im Naturreservat Soos und der Feldbahn Novy Drahov. Die Mofetten, aus denen reines CO2 an die Oberfläche tritt, waren aktiv, die Feldbahn hatte leider keinen Fahrtag. Dafür konnte man aber einen Blick aufs Gelände und ins Museum riskieren.
Ein paar Kilometer weiter wartete die Erzwäsche Sauersack auf die Erkundung. Die Anlage ist schon imposant, aber selbst in der Nebensaison kein Geheimtipp mehr. Nur mit Ausdauer gelang und mal ein Foto das ein wenig an einen verlassenen Ort ohne Menschen erinnert.
Wie dem auch sein, Gulasch mit Knödeln (lecker!!!) versöhnte uns kurze Zeit später mit dem Andrang und dem durchwachsenen Wetter.
Am Klínovec (Keilberg) hätte man theoretisch einen Blick zum Fichtelberg, praktisch lag alles im Nebel. Das ehemalige Hauptgebäude verströmte einen sehr morbiden Charme, andererseits zeigt der renovierte Aussichtsturm dass es vorwärts geht. Die Mountainbiker hatten auf der anderen Seite sichtlich Spaß an den Bedingungen, so schlimm war es also auch wieder nicht.
Über den Fichtelberg ging es weiter nach Oberrittersgrün. Schon seit langem haben Enthusiasten hier ein feines Schmalspurmuseum und mittlerweile eine sehr sehenswerte Ausstellung aufgezogen, eine ideale Freizeitbeschäftigung insbesondere bei mittelprächtigem Wetter.
In den kommenden Tagen erkundeten wir das Erzgebirge. Insgesamt hatte ich gehofft dass das Deutsche Enduromuseum im ehemaligen MZ - Werk in Zschopau schon offiziell eröffnet ist, aber wir waren zu früh dran. Andererseits war es gar nicht schlimm, denn wir bekamen eine kurze Führung und damit einen Einblick was noch alles geplant ist. Wenn es eröffnet ist, kommen wir bestimmt wieder vorbei.
Die beste Sozia von allen hatte es die Tage nicht leicht, ertrug es aber mit großer Fassung. Denn wenn man schon mal in Zschopau ist, dann muss man natürlich auch im Schloss Wildeck vorbei schauen. Auch hier gab es massenweise Zweiräder aus der Region zu bewundern, auch wenn manche Beschriftung der (Gelände) Exponate mir doch etwas spanisch vorkam.
Damit waren wir natürlich noch nicht am Ende, Augustusburg wartet auch noch. Auch hier gab es viele sehenswerte Exponate aus der Vergangenheit zu bewundern und auch der anschließende Besuch im Folterkeller hatte keine negativen Auswirkungen auf meine körperliche Verfassung ;o)
Natürlich war auch für ausgleichende Gerechtigkeit gesorgt. Nicht zu Unrecht trägt das Erzgebirge den Beinamen "Weihnachtswunderland", als ein Epizentrum gilt sicher Seiffen. Faszinierend was man alles so aus dem simplen Werkstoff Holz zaubern kann und dank Vorsaison hatten wir auch ausreichend Zeit und Platz alles ausgiebig anzuschauen. Mit einem wachen Blick sieht man natürlich auch, dass es noch ein paar Ausbausreserven gibt und auch hier ist das Erkunden ein sehr interessantes Thema.
Wieder war es Zeit für einen Ortswechsel, unser nächstes Ziel war die sächsische Schweiz. Die Werbetrommel scheint hier besser zu funktionieren, hier wurde es richtig voll. Aber vielleicht haben wir das nur deshalb gemerkt, weil wir angesichts der Großwetterlage weich geworden waren und vom Zelt in feste Behausungen umziehen wollten. Aber auch hier haben uns die Oldtimer aus der DDR nicht verlassen, denn im Bahnhof Sebnitz erwartete uns eine feine Sammlung aus vergangenen Jahrzehnten. Genial ist die Möglichkeit auf vier Ostzweirädern die Gegend erkunden zu können, aber da wir selber ab und zu im Zweitakt unterwegs sind, stand das nicht zu Debatte.
Auch die sächsische Schweiz und die Umgebung Richtung Dresden wartet mit einigen gewollten und ungewollten verlassenen Orten auf. "Graf Dracula" ließ sich von uns an der Endlerkuppe nicht stören und hat einfach nur "abgehangen".
Das Dresden einen Abstecher wert ist, brauchen wir wohl nicht erwähnen!
Die Wanderung zu dem Paffensteinen war, wie viele Touren in der Sächsischen Schweiz, ein Sinnesrausch ohne Ende. Schöne Bilder von den Felsformationen habe ich Wetter- (und Können)-bedingt nicht hinbekommen, aber die Spinne hat sich als Fotomodell sehr zuvorkommend ruhig verhalten.
Auf der anderen Seite der Grenze gibt es definitiv nicht nur Knödel und gutes Bier, nein auch ausflugsmäßig lohnt sich der Abstecher. Den Park in Doubice mit allerlei Kuriositäten haben wir mal wieder durch eine Tupperdose gefunden, viele Holzstatuen gab es zu besichtigen. Man merkt das Holz ein natürlicher Rohstoff ist und nicht ewig hält, aber es wurde schon kräftig an weiteren Exponaten gearbeitet. Die Werwölfe stammen übrigens aus unsere Heimatstadt….
Schon vor einiger Zeit waren wir in Rabenstein und hatten die unterirdische Anlage erkundet. Eine weitere Dose führte uns nochmal hierher. Eigentlich wollten wir vorher noch einen anderen Teil erkunden, aber hier wurde gerade eine Übung mit Feuerwehr, Zivilschutz und Co durchgeführt. Eine Beteiligte ließ uns noch in die Richtung des Döschens gehen, aber als die Patronensalven näher kamen, haben wir uns doch lieber vom Acker gemacht. Wobei - das Ambiente war in dem Moment mehr als stimmig …
Also haben wir "nur" nochmal die komplette Anlage durchstreift, nur diesmal wirklich alleine (oder auch nicht?).
Der Rückweg war dann eine kleine Enttäuschung, Gulasch mit Knödel gab es nicht bzw. wir waren dann erst zum Kaffee an passender Kneipe.
Untergekommen waren wir am Ende übrigens in Altendorf. Der Ort liegt oberhalb des Kirnitzschtal und direkt neben unsere Ferienwohnung stand für mich (beruflich bedingt) das ultimative Souvenir für den Garten. Ein paar Meter weiter wartete ein alter Doppeldecker auf Gäste - was es nicht alles am Wegesrand gibt!
Noch immer durchstreifen wir die sächsische Schweiz, diesmal bei einer Wanderung durchs Kirnitzschtal (leider war die Überlandstraßenbahn justament außer Betrieb) zum Kuhstall und unserer gaaannnzzz früheren Winterzeltstelle.
Am nächsten Tag muss Shorty wieder ran, Hauptziel ist nicht die überlaufende Bastei sondern das Liebethal/ Daube mit einem imposanten Wagnerdenkmal und anderen netten Sehenswürdigkeiten und das Feldbahnmuseum in der Herrenleite.
Immer Sonntag kann man das weitläufige Gelände besichtigen und mit ein wenig Glück - hatten wir - gibt es auch wieder eine Feldbahnmitfahrt. Endlich weiß ich von wem ich den Werkbahnreport zugesendet bekomme und ich kann immer nur den Hut ziehen vor dem Engagement für den Erhalt der simplen aber faszinierenden Technik.
Es ist wieder Ortswechsle angesagt, es geht in die Lausitz. Pufferknutschergerecht erwischen wir in Zittau die Abfahrt der Museumseisenbahn.
Beim Schwatz in der Fahrkartenausgabe bekommen wir den Tipp das Technikmuseum Großschönau zu besichtigen. Hier gibt es vieles über Robur und die Vorgänger zu erfahren, aber als Kind der 80'er und etwas offroadaffin fasziniert mich besonders die Melkus ETZ. Der Erbauer der Sportwagen des Ostens hat sich also auch in Motorrädern versucht, auch hier ist es wieder erstaunlich was es alles so gab.
Der Eindruck von der Lausitz war ein leichtes Wechselbad der Gefühle. Einerseits war ganz viel gemacht worden, aber Lost Place Feeling kommt hier gefühlt doch öfter als anderswo auf. Während in Kleincunnersdorf der Robur - Bus auf das Wachküssen wartet, haben wir in Obercunnersorf in der Konditorei Brumme den leckersten Kuchen seit langem gegessen.
Dank gezielt rausgesuchter Tupperdosen ging es auch etwas "Lost" weiter. Mal handelte es sich um paar Schätzchen im Wald, mal um Mumien in der Kirche in Immersdorf. Mit ein wenig Suchen findet man auch heute noch ein paar unbefestigte Ortsverbindungswege. In Spree haben wir auch über den möglichen Kauf eines verlassenen "Schlosses" mit ein paar Einheimischen philosophiert, aber mangels Geld und Masse ging es dann doch mobil und nicht immobil weiter.
Ein bekanntes Highlight ist Bad Muskau mit dem weltberühmten Fürst Pückler Park. Die Anlage ist ausgesprochen weitläufig und befindet sich auf deutschem und polnischem Gebiet.
Wenn man schon mal dort ist, lohnt es sich natürlich auch noch bei der Waldeisenbahn Muskau vorbei zu schauen. Einen aktiven Fahrtag haben wir nicht erwischt, aber aus so gibt es einiges zu entdecken.
Wir geben es zu, wir haben die Grenzlage auch ganz schnöde ausgenutzt und den Tank für 20 Cent weniger pro Liter volllaufen lassen. Interessanterweise scheinen nicht nur Sprit und Zigaretten einen Run über die Grenze auszulösen…
Von Spremberg waren es nur kurze Wege zu eher industriearchäologischen Zielen. Schon am Ortsrand warten Ruinen auf eine Nachnutzung oder Abriss, aufbereitet kann man es in der Brikettfabrik Knappenrode sehen.
Neben den obligatorischen Schienenfahrzeugen warteten so interessante Vergleiche der Größe der Kurbelwelle eine Industrieanlage zum Trabant auf uns, aber auch (Tupperdose sei Dank) ein brunftiger Hirsch Auge in Auge.
Wir hatten noch ein paar andere neue Touristikziele angesteuert, man merkt schon dass sich etwas tut. Das gute Neue überwiegt, aber der für nur wenige von Interesse stehende rustikale alte Charme entschwindet dabei.
Ein weiteres Ziel ist Falkenberg. Bekannt ist der Ort als Eisenbahnknotenpunkt und wir wussten auch dass es dort ein Eisenbahnmuseum gibt. Die 52'er war gerade neu gestrichen und das kleine Museum lohnt einen Besuch. Mal wieder konnten wir in einem sehr interessanten Gespräch aus erster Hand viel erfahren.
Auf das Gelände der Loksammlung Falkenberg waren wir durch die Google Earth - Bilder aufmerksam geworden. Was im Internet erstmal nur interessant aussieht, entpuppte sich vor Ort als ein ausgesprochen spannender Ort. Über die vor Ort angegebene Handynummer konnten wir einen der Enthusiasten erreichen und für den späteren Nachmittag eine Besichtigung vereinbaren. Die Ambivalenz zwischen dem Versuch des Erhalts von verschiedenen Triebfahrzeugen und dem langsamen Weckdämmern der vielen ehemaligen Dampfspender im Freigelände war bei untergehender Sonne absolut faszinieren. Da geht das Herz des Ferophilen auf, die Oldtimersammlung vierrädriger Natur war allerdings auch nicht zu verachten.
Schon war der Urlaub wieder vorbei. Auch im zweiten Jahr waren die äußeren Rahmenbedingungen nicht so wie immer, aber am Ende des Tages haben wir eine ausgesprochen interessante und auch erholsame Zeit verlebt. Vieles hat sich in den letzten Jahren verändert und neu und touristisch deutlich besser aufgestellt, trotzdem gibt es noch für Alle eine passende Nische, auch wenn die kleiner werden. Mal sehen wann wir wieder eine Tour in die Richtung machen und ob oder was wir dann zu berichten haben.