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"Do buy" in Dubai? (März 2010)
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Raus aus der Stadt
Oman und Stadt

Raus aus der Stadt

Irgendwie hat schon jeder etwas vom Land der Scheichs gehört und ein eigene Schublade angelegt. Gigantische Wolkenkratzer, künstliche Inseln, Rallyes, Wüste, Erdöl, Kamele und verschleierte Frauen hört man als erste Stichworte. Was ist da dran?

Anfang März 2010 machen wir und auf die Reise und nach rund 20 Stunden, einem längeren Zwischenstopp in Paris und 6000 km landen wir frühmorgens auf dem modernen Airport von Dubai. Dubai ist nur eins der 7 Länder der Vereinigten Arabischen Emirate und nicht wirklich groß. Mit einer Ausdehnung von rund 3900 Quadratkilometern ist es das zweitgrößte Emirat und besitzt im Gegensatz zum Nachbaremirat Abu Dhabi nicht so viele Ölreserven. Dubai ist bekannt für seine gigantischen Bauprojekte und unser Hotel „Rotana Towers“ liegt auch gleich in Mitten von Wolkenkratzern und an einer 14 – spurigen Straße.
Nach unserer Ankunft fahren wir mit einer hypermodernen fahrerlosen Metro in den älteren Stadtteil von Dubai zum „Deira Citycenter“. Hier flanieren sie wirklich – die „Scheichs“ in ihren Dishdasha's (den bekannten weißen knöchellangen Gewändern) und die Frauen in Abayas (schwarze knöchellange Umhänge). Das aktuellste Handy am Ohr oder den I - Pod in der Hand stellen keinen Widerspruch dar. Verschleiert sind hier aber nicht alle – elegante knielange Kleider, schicke Schuhe, die obligatorische Sonnenbrille oder ein Basecap stellen keinen Widerspruch dar. Die traditionellen Gewänder sind eher ein Ausdruck stolzer Tradition, denn religiösem Eifres und damit noch am ehesten mit jungen Bayern in Lederhosen und Dirndl auf der Wies'n zu vergleichen. „Uns Touris“ erkennt man an den kurzen Hosen bzw. dem Sonnenbrand bzw. in der gewagteren Variante mit ultrakurzem Mini und nackten Schultern.

Die Mall ist riesig (denken wir zu dem Zeitpunkt zumindest noch) und edel aufgemacht. In einem der Kaffees beobachten wir den Trubel. Mit englisch kommt man hier ganz gut zurecht, nur muss man sich in den teilweise unbekannten Dialekt der Angestellten aus allen Teilen der Welt, insbesondere Indien, Pakistan und Nepal, teilweise erstmal reinhören.

An der Metrostation wird die Verständigung mit dem Sicherheitspersonal bei der Frage nach dem Weg etwas schwieriger, insbesondere unser Ansinnen zu einem rund 2 km entfernten Platz zu Fuß gehen zu wollen, schein etwas strange zu sein ….

Wir sind auf der Suche nach einem Fortbewegungsmittel und in der Port Saeed Route nähe der Metrostation Al Rigga bzw. des Clocktowers gibt es eine Menge von lokalen Autovermietern. Unser Wunschfahrzeug soll 4x4 Antrieb haben, was die verfügbaren Autos deutlich einschränkt. Zum Schluss haben wir die Wahl zwischen einem Toyota FJ Cruiser (sehr schick, aber gleich mit dem Hinweis eher nicht ins Gelände zu fahren), einem Hummer H3, einem fast neuen Landcrusier (alle für rund 450 bis 500 Dirham pro Tag, 1 Euro = rund 5 Dirham, Stand März 2010) und einem 2007'er Toyota Fortuner für rund 300 Dirham. An einer Vermietung für nur einen Tag ist praktisch keiner interessiert, aber unser Wunsch nach 5 Tagen entlockt ein Lächeln auf dem Gesicht der Vermieter und lässt Spielraum für Preisverhandlungen….

Wir entscheiden uns für den Fortuner 2,7 Benziner mit Automatik – äußerlich eher SUV, aber dank Untersetzung mit ausreichender Allradtechnik. Diesel gibt es hier praktisch nicht – wozu auch bei einem Spritpreis von umgerechnet 25 bis 30 Cent pro Liter. Die rund 170 Tkm sieht man dem Fahrzeug zwar schon an, trotzdem funktioniert noch alles gut. Das Bordwerkzeug kann man wie üblich vergessen, aber wenigstens sind Wagenheber und Reserverad dabei. Wir mieten bei der Firma „Autobahn“. Ausschlaggebend war weniger der nach Tempo klingende Name, sondern die Werbung des Vermieters, dass man bei Beschädigungen sehr gute Versicherungsleistungen bietet. Im Nachhinein hat sich gezeigt, dass der eher unspektakuläre Fortuner von „Autobahn“ die glückliche Wahl war.

Zum Navigieren haben wir uns in der Mall „das Buch“ „UAE – off road“ aus dem Explorer Verlag mit 26 Abenteuertouren gekauft. Klassische Landkarten gibt es kaum – dank Sonnenschein setzt man auf Luftbilder. Da interessante Strecken in den Oman führen haben wir das mit Vermieter abgeklärt und einen zusätzliche Versicherung für 2 Tage abgeschlossen (150 Dirham pro Tag).

An den dichten Verkehr in Dubai kann man sich recht schnell gewöhnen – wie in unsrem Reiseführer beschrieben wird hier zwar viel gehupt, aber im Gegensatz zu den Warnungen doch recht kooperativ gefahren. Auf einer siebenspurigen Straße in der Mitte entsprechend Tempolimit dahin schleichen um den Weg zu suchen ist kein Problem – man darf sich nur nicht wundern, dass man links und rechts kräftig überholt wird. Lustig sind die in der Stadt allgegenwärtigen Speedbumps – hier werden die vielen teuren Sportwagen plötzlich ganz langsam…
Der stehende Verkehr verwirrt uns dagegen sehr. Ein kurzer Stopp an einem Einkaufszentrum an einer vierspurigen Seitenstraße auf der grünen Wiese, besser gesagt „im Sande“, beschert uns ein saftiges Knöllchen. Auf dem Parkplatz stand ein Parkscheinautomat! Die Lehre – Augen auf, auch wenn viel Platz ist!
Am nächsten Morgen machen wir uns frohen Mutes auf den Weg Richtung „Fossile Rock“ (zwischen Al Awir und Maleihah = Route 16 aus „dem Buch“). Alles läuft super und die ersten Kamele kreuzen unsere Spuren. Scheinbar ist ganz Dubai offroad unterwegs, es ist Freitag und damit der Sonntag des Landes – überall kreisen ATV's, Moppeds und Geländewagen über die Pisten und Dünen.

Irgendwann endet unsere Piste abseits des Hauptweges im Nichts. Doch anstatt ein wenig Umsicht walten zu lassen und erst zu schauen und dann zu fahren, finden wir das einzige Loch weit und breit. Was für ein Anfängerfehler! Wir sitzen gnadenlos fest und ein Teil der Stoßstange hat auch seinen planmäßigen Platz verlassen. Dubai ist nicht groß, wir waren immer in der Nähe des Hauptweges und in der Ferne sehen wir eine Ansiedlung. Also kurz den Automobilclub in Deutschland angerufen, mitgeteilt das wir hinter unserem Zeitplan zurückliegen und einen Abschleppwagen geordert. Ach nee – das ging anders. Wasser geschnappt, Auto abgeschlossen – auf Warnblinkanlage und Warndreieck haben wir dank der gut sichtbaren Position dann doch verzichtet – und die rund anderthalb Kilometer zu Fuß zur Hauptpiste Dünen gesurft. Nach einer guten halben Stunden kommen zwei neue weiße Geländewagen. Simon mit Familie macht einen Ausflug und sie können (und wollen) uns helfen. Wir lotsen sie durch den Sand zu „unserem“ Loch. Die Hilfsbereitschaft ist groß, aber die Planung noch komplizierter: „Mit einem 3l – Pajero kann man doch niemals den Toyota rausziehen.“ befürchten sie. „Wir holen am besten einen Rescue Truck .“ Aber der Sand ist fest, wir haben noch nicht gewühlt, Schippen sind vorhanden – so können wir sie von einem Versuch überzeugen. Nachdem wir das Auto schön frei gegraben haben, klappt das Freiziehen mit dem ersten Versuch. Auch wenn Simon gegen die EU ist – seine Hilfe für gestrandete Festlandseuropäer war großartig ;o)!

Zusammen geht es zurück zu Straße, denn wir müssen eine Polizeidienstelle suchen. In Dubai besteht die besondere Regelung, dass praktisch alle Unfälle der Polizei gemeldet werden müssen. Ohne Meldung ist keine Reparatur möglich und erst Recht keine Regulierung mit der Versicherung. Der naheliegende Ort hat zwar eine Moschee, aber ist so klein, das es natürlich keine Polizei gibt. Die schicken Häuser wirken wie ausgestorben, aber gerade als wir uns von dannen machen wollen, tritt ein Bewohner aus einem Haustor. Wir fragen nach dem Weg, aber auf der Karte kann er ihn uns (wie die meisten gefragten Dubaier) nicht zeigen. Aber da er sowieso in die Richtung will, fährt er einfach vorneweg. Nachdem wir die etwas zu stark flatternden Kunststoffteile fixiert haben (Merker: dran denken das nächste Mal Kabelstrapse einzupacken …), versuchen wir seinem Tempo zu folgen. Ab 120 km/h piepst der Temposensor dauerhaft – ob der wohl in privaten PKW's auch montiert ist? Dann braucht man einen gute Stereoanlage……

Nach rund 25 km kommen wir nach Al Dhaid bei der Polizei an. Pflichtbewusst melden wir unseren Unfall und versuchen auf der Karte zu erklären, wo es denn genau passiert ist. Wir sind scheinbar nicht wirklich überzeugend – und die zwei Touris sind eine lustige Abwechslung: der Wachhabende will die „Unfallstelle“ selbst in Augenschein nehmen. Erst die Fotos auf unserer Digitalkamera überzeugen seinen Chef, dass wir scheinbar wirklich allein waren.

Die anschließende Protokollierung war recht lustig. Ich weiß jetzt wie mein Namen auf arabisch geschrieben wird und der Polizist, dass in Deutschland die Fahrerlaubnis keine Zeitlimit aufweist. Der theoretisch geforderte, aber bei der Autovermietung nicht verlangte, internationale Führerschein ist jetzt Gold wert! Das wir (hier) kein Handy haben, verblüfft die Polizisten am meisten – denn einen Bewohner ohne Handy gibt es praktisch nicht! Wir erhalten eine Abschrift des Protokolls und können uns nach freundlicher Verabschiedung wieder auf den Weg machen.

OK, das Auto fährt – also zurück auf Anfang. Auf der Straße geht es zurück zur Piste und dann Richtung „Fossile Rock“. Plötzlich erhebt sich eine Bergkette aus dem leicht bewachsenem Dünenmeer und aus der Ferne sichtbar liegt links der "Fossile Rock". Wir suchen uns einen easy goin Weg zum Fuße des Felsen und beobachten verrückte ATV'ler beim Erklimmen des Bergs unter dem Felsen. Bei der Suche nach Fossilien finden wir versteinerte Muscheln – zu groß zum Mitnehmen, so können sich Besucher nach uns daran erfreuen.

Parallel zur Bergkette, vorbei an interessanten Einblicken geht es zum nächsten Höhepunkt. „Bekannt aus Funk und Fernsehen“ (insbesondere youtube) ist der „Big Red“ (= Tour 15 aus „dem Buch“) freitags das Ziel der offroadverrückten Allradler. Der Sandberg ist elend lang und steil und nur die Wenigsten schaffen es bis ganz nach oben. Auch wenn alte aufgemotzte Patrols in der Überzahl sind, fast alles was sich (hörbar) tunen lässt und 4x4 heißt, macht sich auf dem Weg zum Gipfel. Außer einem verrauchten Motor gibt es keine Verluste – Respekt, denn an dem Berg möchte ich nicht umdrehen und wieder nach unten fahren! Auf beleuchtetem vierspurigem schnöden Asphalt geht es zurück nach Dubai.

 

Am nächsten Tag unseren Unfall mit unserem Autovermieter. Hier zeigt sich, dass die Mietbedingungen kulant sind. Die Versicherung wird alles klären, wir könnten das Auto die restlichen vier Tage nutzen, nur müssen wir immer den Polizeibericht dabei haben. Allerdings wollen wir ja in den Oman, für den Grenzübertritt wollen sie uns für den nächsten Tag ein anderes Auto besorgen. Durch die Hintertür Dubais – sprich die Industriegebiete – verlassen wir die Stadt. Hier ist der Glanz nicht mehr so blendend…. Unser Ziel ist der Sharjah Desert Park. Für einen fairen Eintrittspreis gibt es hier eine schöne Ausstellung vieler einheimischer Tierarten, einen Streichelzoo mit Esel und Kuh sowie ein naturhistorisches Museum. Besonders gelungen ist der Ausstellungsbereich der nachtaktiven Tiere – logischerweise sind hier Kameras (Blitzlicht!) nicht erlaubt. Gegenüber dem Park steht noch ein großes neues, aber verlassen wirkendes Denkmal.

Nach soviel Besichtigung steht uns der Sinn nach Tupperdosen und Wüste. Der „Shahjah`s jungle Cache“ (GC 15Y6J) liefert uns den Einstieg für die Fahrt nach Biyatah. Dort decken wir uns im Tante Emma Laden mit Eis und Getränken ein und folgenden den Spuren der Tour 2 „Falaj al Moalla“ aus „dem Buch“. Beim cache „Da Bones“ (GC 1GXQY) finden wir noch die alten Kamelknochen, beim „Falaj al Moalla“ (GC 1GXR4) nur noch die gemuggelten Reste. Die Gegend ist toll – wie Wüste im Kleinformat und problemlos zu befahren. Schade dass wir kein Zelt mithaben! Zurück in Dubai sind wir erst in der Nacht.

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