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Im Land des Kuckucks - Rumänien Mai 2006
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Rumänien 3: Offroadspaß in Transsilvanien und der Walachai

Tag 5 (122 km): Der nächste Tag beginnt nach dem Frühstück mit einer Straßenetappe nach Brasov (Kronstadt) und wir treffen dort gegen 15:00 Uhr ein. Brasov liegt im Burzenland, hier lebt auch eine ungarische Minderheit. Im Jahre 1987 begannen hier die Demonstrationen gegen das Ceausescu – Regime, aber davon sieht man heute eigentlich nichts mehr. Heute präsentiert sich Brasov's Stadtzentrum im Sonnenlicht von der besten Seite. Etwas oberhalb des Marktes finden wir einen (etwas unsicher wirkenden) Parkplatz, auf dem ein Rumäne sogar seine Schwiegermutter mitgebracht hat. Touristisches Highlight der Stadt ist die „Schwarzkirche“. Bei einem Brand im siebzehnten Jahrhundert stürzten die Kirchenschiffe ein und drei Viertel des Gebäudes wurden zu einer schwarzen Ruine. Aber an diese Namensgebung erinnert heute von außen kaum noch etwas, und das Innere können wir – da Sonntag geschlossen – nicht überprüfen. Wir nutzen die Gunst der Großstadt um uns mit Filmen einzudecken. Eine weitere Besonderheit Rumäniens lernen wir auch kennen: Es gibt zwar überall Postkarten, aber Briefmarken bekommt man nur an der Sonntags geschlossenen Post.

Nach einer weiteren Straßenetappe nähern wir uns dem Übernachtungsplatz in der Nähe des schon aus dem Internet von vorhergehenden Touren bekannten Funkturms. Am Fuße des Berges haben sich einige Einheimische zum Picknick im Grünen versammelt. Von hier aus stellt uns Robby vor die Aufgabe einen eigenen Weg zum Funkturm auf dem Berg zu finden. Ein Teil der Gruppe wählt den Weg über die Strasse, während Rolf, Heinz + Andrea und wir die „spannendere“ Variante durchs Unterholz wählen. Nach mehreren Sackgassen in Form von Erdwällen, verschlammten Steigungen oder undurchdringlichem Unterholz und damit ein wenig Offroadaktion müssen wir angesichts der vorgerückten Stunde klein beigeben und auch die Strassen nehmen. Das Aufstellen der Zelte auf dem Boden oder Dach ist mittlerweile Routine und wird durch leicht einsetzenden Regen beschleunigt. Die Schweizer Offroadexperten zeigen uns dann noch, wie man ein kaputtes Stahlseil perfekt repariert. Kurze Zeit später bekommen wir Besuch von rumänischen Schäfern. Dank einiger Italienischkenntnisse von Franz klappt die Verständigung nicht nur mit Händen und Füßen ganz gut. Für unsere Gastgeschenke revanchieren sich die Schäfer mit leckerem frischem und älterem Käse. Ihre Hunde haben alles im Griff. Die Stöcke unter dem Hals dienen übriges als Schutz vor Bären und Wölfen. Der Abend klingt wegen dem immer wieder einsetzenden Regen im Partypavillion von Heini und Rolf aus.

Tag 6 (122 km): Die neue Woche führt uns vorbei an freischwebenden Holzbrücken für die Fußgänger durchs Gelände zu an der Oberfläche sichtbaren Salzvorkommen. Auf dem Weg dorthin sammeln wir Holz für das abendliche Lagerfeuer und bekommen eine kleine Lehrstunde im Umgang mit Kettensäge, Axt und Hiepe. In einem typisch rumänischen Dorf ergänzen wir unsere Vorräte.

Nachdem wir ein wenig von dem weißen Material für das potentielle Frühstücksei „geschürft“ haben, soll eine „echte“ Geländeetappe folgen. In einem kleinen Dorf biegen wir von der Strasse ab in einen bergaufführenden Weg. Schon nach wenigen Metern stehen wir in einem „bodenlosen“ Hohlweg. Während sich Robby noch ganz gut durchmogeln kann, schaffen wir anderen es nur mit Hilfe von Schneeketten und Bergegurten. Einsetzender Regen macht den Boden zu Schmierseife. Mit einiger Mühe, dosiertem Schwung und Dank der Schneeketten schaffen wir auch die folgenden Steigungen. Zur Fahrtrichtung müssen wir uns kaum Gedanken machen – die meist vorhandenen Spurrillen lassen sowieso keine andere Linienwahl zu. Das wir beim Aufziehen der Schneeketten etwas langsam waren, und damit am Ende der Gruppe fahren, ist nun unser Glück. Auf einem leicht abfallenden Abschnitt des Weges hängt der Nissan bombenfest im Schlamm und für Hilfe kann der nachfolgende Opel auch nicht sorgen. Während sich Robby das Treiben anfangs aus der Ferne anschaut, zieht Heini auf seinen Defender die restlichen Schneeketten auf. In dem Gatsch ist das gar nicht so einfach, aber nach einiger Zeit kann er sich so ausgerüstet über die abfallende Wiese neben dem Weg an Rolf's Patrol ranschleichen und „die Karre aus dem Dreck ziehen“. Nachdem Ralf noch dem Opel geholfen hat, treten wir den geordneten Rückzug an. Der Regen hat zwar aufgehört, allerdings ist es so nass, dass man die Hänge mit weniger als Schrittgeschwindigkeit herunterrutscht. Ein total simpel aussehendes Stück seitlich abfallenden Weges meistern wir unter Aufsicht eines Jungbullen durch Ruhe und etwas händische Unterstützung. Nach knapp vier Stunden stehen wir wieder am Anfang des Weges.

Teilweise noch mit Schneeketten ausgerüstet fahren wir die „10 km“ bis zur Zeltstelle an den Schlammvulkanen „Vulcani Noroiosi“. Mit kaum 20 km/h laut klappernd dahin fahrend, überholen uns einige Einheimischen und halten uns mit den aufgerüsteten Geländewagen (vorsichtig ausgedrückt) für sicher etwas übermotiviert. In einem Zigeunerdorf auf der Zufahrtstrasse zu den Schlammvulkanen erleben wir das erste Mal recht aggressive Bettelei – hier sollte man lieber nichts geben. Die Schlammvulkane bei Berca sind ein echtes Phänomen. In einer kleinen Mondlandschaft präsentieren sie sich leise blubbernd mit bis zu mehren Metern hohen Kratern. Die aufsteigenden Erdgase bilden ab und zu Blasen und die herausschwappende Flüssigkeit bildet interessante Rinnsaale. Das Wasser ist kalt und grau, man sollte lieber nicht hineinfallen. Die abgetrockneten Lehmschollen bilden ein bizarres Mosaik. Wir haben Glück, denn bei Nässe hat man sicher wenig Spaß bei einer Besichtigung. In der Dunkelheit versucht Robby die Schlammvulkane mittels Fackel anzuzünden – leider funktioniert bei dem recht starken Wind dieses mal nicht.

Tag 7 (190 km): Als ersten Schritt ziehen wir am nächsten Morgen die Ketten wieder auf und besichtigen nach kurzer Fahrt eine Erdölförderstelle. Alles ist frei zugänglich und etwas schmierig – aber das stört hier niemanden. In Paclele füllen wir an einem Brunnen unsere Wasservorräte wieder auf und begeben uns auf den anspruchsvollen Weg nach Berca. Dank des trockenen Wetters können wir die wenigen schlammigen oder abgerutschten Stellen mit relativ wenig Verzögerung meistern und bieten damit nur eine kleine Show für die Schäfer. Dann können die Ketten wieder runter.

Nach dem Tank- und Einkaufsstopp in Berca fahren wir auf der Straße Richtung Brasov/ Bran. Es ist immer wieder erstaunlich, was die Rumänen so alles auf dem Dach wegschleppen! Bei Valeni de Munte wollen wir mit einigen Wasserspielen im Fluß beim Mittag für einen sauberen Unterboden sorgen, was beim österreichischen Patient zu einem Plattfuß führt. Einige Strassenbauaktivitäten zeigen, dass auch Rumänien nicht ewig eine Offroadnation bleiben wird. Dafür darf man hier die Esel auf der Straße wirklich als Esel bezeichnen!

Unser Tagesziel ist die Cheile (= Schlucht) Rasnov. Unser Camp liegt unterhalb an einem Bach und nach dem Aufbau des Zeltes machen wir uns allein auf den Weg zur Schlucht. Bei Bedarf kann man hier Bungeejumpen und auch viele Kletterrouten zeugen vom Freizeitwert. Eine Bärenhöhle ohne Bär finden wir ebenfalls. Den Abend lassen wir wie üblich am Lagerfeuer und mit Besuch eines Hirtenhundes ausklingen.
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