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Berge, Kurven, alte Steine - Griechenland September 2005
Griechenland
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Teil 6
Teil 7
Teil 6 - Rumänien
Ohne Frühstück geht es am nächsten Morgen zur nicht ganz so stark frequentierten Donaufähre bei Orjahovo. Auf dem Weg dorthin fahren wir von Mizija auf einer neuen Straße parallel zu einer scheinbar stillgelegten Schmalspurstrecke.
Fast als einzige Kunden kontrolliert als erstes ein bulgarischer Grenzbeamter unseren Pass. Dann fahren wir ein Stück vor zum Abfertigungsgebäude. Bevor wir die vielen Hinweistafeln durchlesen und aussteigen können, kommt ein Beamter in grauem Anzug zu uns und bittet uns mit Pässen und Fahrzeugschein ins Innere. Im Inneren der Abfertigungshalle freut sich der Kollege über unsere australischen Stempel in den Pässen, aber Mangels fehlender Bulgarisch-Kenntnisse bei mir klappt es mit der Verständigung nicht wirklich. Dann kommt der „wichtigere“ Beamte, was man eindeutig daran erkennt, dass er auf der anderen Seite des Schalters Platz nimmt. Nach der Kontrolle der Papiere und in wenig englischen Small Talk kommt die entscheidende Frage: „Should we check your car or 10 euro? Your choice!“. Obwohl wir nichts Unredliches mithaben, entscheiden wir uns dafür, den privatwirtschaftlichen Teil der Administration zu unterstützen. Wer weiß wie lange so was dauert – die Fähre fährt selten und die Fahrzeiten kennen wir nicht.
Als nächstes kaufen wir die Tickets für die Fähre – 20 Euro fürs Auto und je 3 Euro pro Person. Wieder draußen werden von dem Beamten im Schrankenhäuschen nochmals die Pässe, Fahrzeugschein und grüne Versicherungskarte geprüft. Dann dürfen wir uns an der kleinen Schlange vor der Fähre einreihen und hier noch 1,5 Stunden warten. Auf der Fähre muss nicht gar zu eng geparkt werden, denn es ist wenig los. „Clevererweise“ muss man von der Fähre dort runter, wo man rauf fährt.
Die eigentliche Überfahrt über die Donau dauert eine knappe halbe Stunde. Die Abfertigung an der rumänischen Grenzstation Bechet erfolgt sehr korrekt und zügig. Eine kurze Kontrolle der Pässe (Personalausweis würde auch reichen), des Fahrzeugscheins und der grünen Versicherungskarte ist alles. Ein paar Meter weiter noch ein Schlagbaum mit zwei Uniformierten. Im besten Englisch werden wir zur Entrichtung der Straßenbenutzungsgebühr von 9 Euro aufgefordert. Korrekt bekommen wir einen Euro retour und eine Quittung ausgehändigt, nur eine Vignette bekommen wir selbst auf unser drängendes Nachfragen nicht. Die Schranke geht auf und wir stehen in Rumänien. Die übliche Infrastruktur an Grenzübergängen, wie Wechselstuben, fehlt und so fahren wir ohne das richtige Geld los.
In der nächsten größeren Stadt Craiova tauschen wir in einer Bank Geld. Der Vorgang dauert fast 10 Minuten – scheinbar ist der Tausch von 50 Euro (etwas 1,7 Mill Lei alt) eine schwerwiegende Transaktion. Verwirrend ist zusätzlich, dass seit etwa Juni 2005 in Rumänien eine neue Währung eingeführt wurde. Von den alten rumänischen Lei wurden 4 Nullen weggestrichen. So bekommen wir einen Mix aus altem und neuem Geld und sind nach der alten Währung Millionäre, haben aber gar keine Millionen in der Hand.
Das Wetter ist ausgesprochen mies. Der Regen ist so stark, dass auf vielen Straßen das Wasser steht und auch viele Gehöfte in den Dörfern überflutet sind. Die Dacia – Fahrer (d i e einheimische Automarke) stehen reihenweise mit geöffneter Motorhaube am Straßenrand. Man kommt auch so nur langsam voran und fährt von einem Ort zum nächsten. Ein paar kurze Fotostopps, wie für den Chemiezug bei Drägäsani mit hocherfreuten Lokführern, müssen aber sein.
Unseren gebrochenen Reserveradhalter, der sich durch immer lautere Geräusche bemerkbar macht, lassen wir in Ramnicu Valcea schweißen. Der Mitarbeiter der besten Hinterhofwerkstatt des Ortes hilft uns gerne, auch wenn aus unserer Sicht die Vorgehensweise (E – Schweißen ohne Augenschutz und auch das Arbeitsergebnis) recht rustikal wirkt. Für den Rest des Urlaubes ist das Reserverad erst mal gesichert.
Am frühen Abend fahren wir durch den Kurort Calimänestri und beschließen im „Motel Cozia“ zu übernachten. Nach lustigen Preisgesprächen – „Was kostet das Zimmer?“ „560 000“. „Wir haben aber nur noch 520 000.“ „OK“ – nehmen wir unser Doppelzimmer in Beschlag. Nach einem kurzen Stadtrundgang vorbei an den stark schwefelhaltigen Quellen und dem Abheben von ein paar Lei lassen wir den Abend im Restaurant des Motels (deutsche Karte, überschaubare Portionen, aber natürlich preiswert) bei Livemusik ausklingen.
Auch beim morgendlichen Frühstück erweist sich Rumänien als das Land der Schnellabräumer. Wenn man nicht aufpasst ist auch der viertelvolle Kaffee mit weg ;o). Unser heutiges Tagesziel ist die Grenze nach Ungarn, aber die Attraktion des Tages der Weg durch die Karpaten. Wie auf der Landkarte „Rumänien-Moldawien, 1: 600 000 aus dem Reise Know How Verlag“ versprochen ist die Strecke ab Obarsia nach Sugag keine Straße mehr. Direkt am Einstieg befindet sich auch der versprochene Zeltplatz, der einen sehr rustikalen Eindruck hinterlässt. Für die nächsten 60 km benötigen wir mit Foto- und Mittagspause rund zweieinhalb Stunden. Der Weg wechselt von der einfachen Schotterstraße über übelst zerbombte Asphaltstrecken mit 20 cm tiefen Schlaglöchern bis hin zu schlammigen Passagen und führt vorbei an Stauseen, Tunneln, Pilzstellen, immer wieder parkenden Dacias, Holzfällern und Langholztransportern. Leider hatten wir nur Zeit die „Hauptstraße“ zu befahren.

Die folgenden Kilometer bieten wieder das typische Bild von endlosen Ortsdurchfahrten, zuckelnden Pferdewagen, qualmenden LKW und den vielfältigen Eindrücken von Natur, aber auch Natursünden in Form von wilden Industriebauten. Besonders scharf ist der Kontrast wenn die Schulbusse in die Orte fahren – die Jungen und Mädchen sind gekleidet wie bei uns, während die Alten aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen. Eine Besonderheit in Rumänien findet man in den Orten selbst. Dank reicher Erdgasvorkommen sind fast alle Haushalte an das Gasnetz angeschlossen und überirdisch findet man die gelben Anschlussleitungen.

Bei Abrud verwandelt sich die durch den starken Dauerregen schon glatte Fahrbahn in eine Eisbahn. Das Gemisch aus Wasser, Abrieb, Öl und dem eigenartigen Straßenbelag lässt unsere Hinterräder auf gerader Strecke durchdrehen. Langsam und wie auf rohen Eiern zu fahren ist eine gute Idee, denn wenig später müssen die ersten Schnelleren aus dem Graben geborgen werden.

Kurz vor der ungarischen Grenze beschließen wir uns ein Hotel in dem Thermalbad Baile Felix zu suchen. Das 4-Sterne Hotel President am Ortseingang lassen wir wegen des Preises von 60 Euro fürs DZ und der unfreundlichen Dame an der Rezeption links liegen - wir sahen nach dem Tag wahrscheinlich auch nicht wirklich wie 4-Sterne Gäste aus ;o) Die Alternativen im Ortskern sind nicht besser und mit teils alter sozialistischer Architektur fast genauso teuer. Im Ort liefern wir uns noch ein kleines Rennen mit vagabundierenden Hundehorden. Die streunenden Hunde sind in Rumänien ein echtes Problem und die einheimischen Fußgänger behelfen sich, indem sie „Wegezoll“ in Form von Futter mithaben. Nach einem schnellen Abendessen im Hotel und einem Bad im Thermalwasser im Hotelzimmer endet auch dieser Reisetag. Nach dem preiswerten Frühstück im Hotel – lustigerweise enthielt die Rechnung statt der 4 verzehrten Positionen eine weitere – fahren wir nach Bors zur ungarischen Grenze. Auf der Zufahrt zur Grenze sehen wir ein neues Motel mit Doppelzimmer für um die 20 Euro – das merken wir uns fürs nächste Mal.
In Rumänien haben wir praktisch keine Polizei gesehen. Man fühlt sich im normalen Leben aber auch ohne sie nicht unsicher. Allerdings würden wir am Straßenrand alleine mit Zelt nicht übernachten, dafür ist es für unser Gefühl selbst in den entlegeneren Gebieten nicht einsam genug. Die Orientierung auf den Straßen ist sehr einfach, da man überall Kilometersteine mit Orts- und Entfernungsangabe findet. Die Strassen sind fest in Dacia – Hand (die alten) und bei Geländewagen und Pickups herrscht die Marke Aero vor.
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